»It's Raining Men«


Ich wollte schon immer einmal an einer Ría entlang wandern, eine der Flussmündungen in die Biskaya. Ich habe in den letzten Jahren so viele von ihnen überquert, bin sie umgangen, und habe in sie hinauf- und hinuntergeschaut. Zuletzt noch in Poó, wo die Ría des Arroyo Vallina einen langen Sandstrand bildet, wo es aber keine wanderbaren Wege oder Pfade gab.

Eine Gedenktafel in Villaviciosa zitiert eine Zeile aus dem Gedicht Tornón von María Teresa Villaverde, als Journalistin bekannt unter den Pseudonymen Maruxa oder Tuxa: coronado per montañes caprichoses los sos pies besa la ría - gekrönt von kapriziösen Bergen küssen deine Füße die Mündung - eine schöne Liebeserklärung an ihre Heimat. Doch gestern versank Villaviciosa im Regen: und mit der Stadt die Ría.

Es regnete als ich morgens die Herberge verließ, um zum Bushof zu gehen. Über Nacht ist es kalt geworden. Ich fror, obwohl ich alles übereinander angezogen hatte, und bedauerte die Pilger, die, chancenlos im Regen aufbrachen. Ich bin selbst oft genug im Regen aufgebrochen und weiß, wie sich das anfühlt. Noch hatte ich den Plan, an die Küste, nach Tazones zu fahren, nicht aufgegeben. Ein paar weißgeränderte Wolkenlücken öffneten sich und blaue Flecken weckten Hoffnung auf mehr. Der Regen ließ nach, hörte dann ganz auf. Ich wartete auf einen Bus, der nicht kam. Linienbusse und Reisebusse kamen an, und fuhren ab. Nach Gijón, Oviedo, Llanes. In beide Richtungen. Meiner war längst überfällig, blieb schließlich aus. Ich verstehe es noch immer nicht, ich hatte das Ticket gestern online gebucht. Alsa ist immer zuverlässig. Kurz überlegte ich sogar in einen der Busse nach Gijón einzusteigen.

Kalter Wind wehte unangenehm um die Bussteige. Es regnete weiter. Nein, es regnete nicht, es goss, es schüttete, hin und wieder von kurzen Nieselphasen unterbrochen. Dann kam das Gewitter, mit Donnerschlägen, die die Scheiben des Wartesaals vibrieren ließen. Und es regnete weiter, goss, schüttete, immer weiter, bis der Regen die Straße hinabfloss. Ich war mittlerweile mit dem ausgefallenen Bus versöhnt. Ich konnte mir auch nicht mehr vorstellen an die Küste zu fahren. Bilder von strömendem Regen in freier Landschaft liefen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich in einen Poncho gehüllt, der die Sicht begrenzt, nasse Füße auf schmatzenden, matschigen Feld- und Wiesenwegen, vorgebeugt an einem Flusslauf entlang wandernd. Keine verlockende Aussicht. Nach einer Stunde ging ich in die Stadt zurück. Villaviciosa lag unter einer schwarzen Wolkendecke begraben. Aber es regnete nicht. Der nächste Bus nach Tazones fährt in neunzig Minuten.

Stattdessen Café-Hopping bis der Reinigungsdienst fertig ist, und die Herberge wieder öffnet. Dem Regen lauschen, der unablässig auf das Dach prasselt. Spätnachmittags ein letzter Spaziergang durch Villaviciosa. Auf einem rot markierten Weg für Fußgänger an den Stadtrand. Kurz schaute die Sonne vorbei. Nur ein schüchternes Lächeln, dann verschlossen die Wolken den Himmel. Verschwören sie sich zu frischen Regen?

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