One Day in Paris


Ich flaniere über die Quais an der Seine entlang. Aus Verlegenheit, und weil ich Zeit zu verschwenden habe. Ein Spaziergang für gemütliche Leute. Ich wollte das schon immer machen. Auf La Seine Hochbetrieb; Flussschifffahrt und Sightseeing. Ein Schiff alle paar Minuten. Cineastiscbe Bilder, wie in meine Erinnerungen gefräst. Verliebte und Kleinkriminelle. Billy Wilders Irma la Douce und Alain Delon, Jean-Pierre Melvilles eiskalter Engel. Helle Flecken zwischen finsteren Schatten. Nouvelle Vague! Truffaut. Godard. Oder war es Neo-Realismus? Woody Allens Midnight in Paris von 2011. Eine romantische Komödie über einen Drehbuchautor, der nachts durch die Zeit in die 1920er-Jahre reist. Wie viele Brücken gibt es in Paris? Pont de la Tournelle ist eine; im 5. Arrondissement.

Überraschend erhebt sich gegenüber Notre Dame de Paris. Île de la Cité. Noch Baugerüste über der Apsis. Ich erinnere mich an Bilder von dem Brand. Auch damals war es mitten in der Nacht - und ich in Spanien. Ein Kran und ein romanischer Tympanon. Ich betrete ein Wimmelbild. Mich umfluten Touristenmassen.

Architektonische Leckerbissen, wohin ich schaue. Ein fürchterlich überteuerter Café au lait; dazu noch mit haltbarer Milch. Der Himmel kumulusgeschmückt. Der Nachmittag ist heiß geworden. Trotz der Wolken bleibt es trocken. Mega-Polis. Der Bahnhof Gare Routière Bercy Seine. Auf dem Vorplatz ein Open-Air-Fitness-Parcour. Männlichkeitsrituale und Muskelshow. Mein Bus nach San Sebastián verlässt Paris erst abends. Nachts Moskito Attack! Unsichtbar und lautlos fallen sie über mich her. Zum ersten Mal reise ich in einem mückenverseuchten Bus. Kriebelmücken im Gefolge der Klimakrise. Zehn Stunden feiern die Mücken eine Orgie auf meinem rechten Bein. Maka Lassi Posse steht auf einem Flyer.

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