Stadt der Skulpturen


Ich lerne eine Stadt am besten zu Fuß kennen. Wer durch eine Stadt wandert, da wo sie ihm bekannt ist, oder er sie erst kennenlernen will, geht mit ihr eine sinnliche und emotionale Beziehung ein, macht sich Gedanken über sie und sich in ihr. Die Erfahrung urbanen Gehens fordert den ganzen Menschen, beeinflusst Sinne, Gefühl und Gedanken, fördert sie in Abhängigkeit der Umstände, die städtisches Leben ausmachen. Die Stadt muss Sinn machen, weil sonst die Beziehung stirbt.

Es ist schön, wieder in Oviedo zu sein. Dreimal war ich in der Stadt, jedes Mal wird sie mir vertrauter und jedes Mal präsentiert sie sich mir, dem Reisenden, neu. Aber es braucht jedes Mal einen Plan, für sehr geruhsame Leute, für Spaziergänger und Flaneure, die Zeit zu verschwenden haben. Ich habe mir ein Plan für Oviedo entworfen, einen Spaziergang durch eine Stadt auf einem Pfad, gesäumt von Skulpturen, die Oviedo in einem neuen Licht leuchten lassen. Mit viel Inspirierendem. Vielleicht ist Oviedo die Stadt mit den meisten Skulpturen auf der Welt. Zumindest kenne ich keine, in der ich mehr gesehen habe. Die Idee für den Skulpturenpfad entstand Ende der 1990er Jahre, um Kunst im öffentlichen Raum zugänglich zu machen. Die Skulpturen sind in verschiedenen Stilrichtungen gehalten, obwohl die figurative Tendenz deutlich überwiegt. Meistens stellen sie Persönlichkeiten oder wichtige Ereignisse für Oviedo dar. Asturien, seine Bräuche und sein traditionelles Handwerk verewigen die vielen der Skulpturen, die Oviedo schmücken.

Es sind so viele Skulpturen. So viele spannende Geschichten. Und jede und jeder kann seine eigene Lieblingsskulptur auswählen. Die meine ist „El Regreso de Williams B. Arrensberg“ - Die Rückkehr von Williams B. Arrensberg - auf der Plaza de Porlier. Die Bronzeskulptur ist ein Werk des baskischen PopArt-Künstlers und Neo-Kubisten Eduardo Úrculo aus dem Jahr 1993 und wird in der Stadt nur „Der Reisende“ genannt. Dieser mysteriöse Reisende trägt einen Fedora, den weichen Filzhut mit zumeist breiter Krempe, der längs der Krone nach unten geknickt und an der Vorderseite an beiden Seiten eingekniffen ist, sowie einen knielangen Mantel. Umgeben ist er von mehreren Koffern, an denen ein Regenschirm lehnt, als wäre er gerade in der Stadt angekommen. Die Williams-B.-Arrensberg-Statue stellt einen Freund von Eduardo Úrculo dar. Úrculo ist bekannt für seine Darstellungen von Gepäck, Herrenhüten, die mit Symbolen über den menschlichen Zustand beladen sind, und weiblichen Hinterteilen.

Auch „La bella Lola“ - die schöne Lola - von Carmen Fraile ist unter ihnen. Auf der Plaza de Fontán sitzt sie auf einer Bank. Dem Mann, der neben ihr sitzt, und sein Smartphone einem Flirt mit ihr vorzieht, zeigt sie die kalte Schulter. Doch der erste Eindruck täuscht. Wie so oft. Im Jahr 2009 schenkte Torrevieja anlässlich der Städtepartnerschaft zwischen Oviedo und Torrevieja der asturischen Stadt eine Nachbildung der Bella Lola, die dort an der Promenade aufgestellt wurde. Sie ist eine Hommage an die Frauen von Torrevieja. Sie veranschaulicht die schwierige Situation jener Frauen, die mit ansehen mussten, wie ihre Männer, Väter oder Söhne, die Seeleute waren, zur Arbeit auf See gingen. Dann konnten sie nur noch warten, den Blick auf den Horizont gerichtet, um den Silhouetten der Schiffe hinterherzublicken, mit denen ihre Lieben abfuhren. Das Stadtbild Oviedos ist geprägt von Skulpturen dieser Art. Es sind meistens Denkmäler für Persönlichkeiten von besonderer Bedeutung.

Auf einer anderen Bank, in der oberen Calle Pelayo, der großen Einkaufsstraße Oviedos, wo sie die Calle Doctor Casal kreuzt, sitzt „Luis Riera Posada“ auf dem Platz vor der Kirche San Juan el Real, sich lässig lümmelnd, und betrachtet distanziert die unablässig verbeiströmenden Konsumenten. Der astrurische Maler und Bildhauer Manuel Garcia Linares schuf diese Skulptur des asturischen Anwalts aus Infiesto 2008, der nach den ersten demokratischen Wahlen 1979 Präsident des Stadtrats von Oviedo wurde. Der ehemalige Bürgermeister sitzt dort auf seinem Lieblingsplatz, in einer Haltung, die für ihn als charakteristisch gilt. Neben ihm liegt ein Reiseführer für Oviedo und eine Ausgabe der Oviedo-Zeitung El Carbayón. Die Idee, eine Statue zu seinen Ehren zu errichten, die durch eine öffentliche Spendenaktion finanziert wurde, hatte eine Gruppe von Freunden und Kollegen.

Eine weitere Skulpturengruppe von Manuel Garcia Linares, „¡Adiós, Cordera!“ - Auf Wiedersehen, Lamm! - von 2002, zog 2019 von der Plaza General Ordóñez um, und steht nun etwas abseits im Parque de San Francisco. Die Bronzeskulptur zeigt einen Jungen und ein Mädchen, die eine Kuh umarmen. Warum das Lamm eine Kuh ist, habe ich zuerst nicht verstanden. Ich habe mich auch nicht verlesen, der Name der Skulptur lautet „¡Adiós, Cordera!“, und cordera ist nun mal ein Lamm. Doch der Name bezieht sich auf die berühmte, gleichnamige Geschichte von Leopoldo Enrique García-Alas y Ureña, alias Leopoldo Alas oder Clarín, Professor an der Universität Oviedo und Literaturkritiker für die damalige Zeitschriftenpresse. „¡Adiós, Cordera! ist eine seiner Kurzgeschichten aus der Anthologie „El Señor y lo demás, son cuentos“ - Der Herr und der Rest sind Geschichten - aus dem Jahr 1893. Im Zentrum der Erzählung stehen die Zwillinge Pinín und Rosa, die mit der Kuh Cordera und ihrem Vater Antón de Chinta auf der Weide in Somonte leben, an der Straße zwischen Oviedo und Gijón. Sie sind verarmte Landarbeiter und ihr Lebensunterhalt hängt ganz allein von ihrer Kuh Cordera ab. Als die Folgen der Industrialisierung die Weide in Somonte treffen - in Gestalt von Telegrafenmasten und Bahngleisen - reagieren die Zwillinge begeistert, Cordera aber mit Angst und Misstrauen. Die finanzielle Situation zwingt den Vater, Cordera gegen seinen Willen zu verkaufen, die mit dem Zug zum Schlachthof transportiert wird. Viele Jahre nach diesem Abschied, während des Karlistenkrieges, muss sich Pinín gegen seinen Willen verabschieden, weil er von der Regierung als Wehrpflichtiger für den Krieg rekrutiert wird, um vom Fortschritt der Reichen aufgezehrt zu werden.

Die drei Skulpturen auf der versteckt liegenden Plaza de Trascarroles waren nicht einfach zu finden. In Berlin wäre die Plaza einer dieser aufgeräumten, liebevoll gestalteten Hinterhöfe. Ich musste mich über mehrere auskunftfreudige Passanten Stück für Stück an den Platz herantasten. Ich hätte es sehr bedauert, die so typisch spanischen Objekte nicht gefunden zu haben. Im Herzen der Altstadt stehen die drei Skulpturen dicht beieinander. Eine von ihnen hat der 1975 verstorbene, aus Oviedo stammende, asturische Bildhauer Sebastián Miranda y Pérez-Herce geschaffen. Die Stadt Oviedo besitzt die Rechte an fünf Werken dieses Künstlers. „La Pescadera“ - Die Fischfrau - steht seit 2005 auf der Plaza de Trascorrales. Die Skulptur ist Saturnina Requejo Pañeda, La Cachucha, gewidmet, die aus einer Familie mit Seefahrttradition aus Cimadevilla stammt. Sie war zuerst auf Mirandas „Retablo del Mar“ - Altarbild des Meeres - in Gijón zu sehen, das die Charaktere des Fischerviertel mit außergewöhnlichem Realismus darstellt. Das außergewöhnliche Interesse an der schönen Frau in Zentrum des Retabels führte schließlich zu dieser persönlichen Skulptur auf der Plaza de Trascorrales. Sie wird von dem „Vendedor de Pescado“ flankiert - dem Fischverkäufer von José Antonio Garcia Prieto, der dem gleichen Gewerbe nachgeht wie Saturnina Requejo. Beides Werke von erhabener Schönheit.

Die Bronzeskulptur „La Lechera“ - die Milchmagd - ist die dritte Darstellung eines verschwindenden, proletarischen Asturiens auf der Plaza de Trascorrales.

Linares schuf auch diese sehr einfache Skulpturengruppe im figurativen Stil aus dem Jahr 1996. Sie stellt eine Hommage an die Frauen dar, die bis in die 1970er Jahre als Milchmägde arbeiteten, die Milch auf ihren Eseln transportierten und im Stadtgebiet von Oviedo verteilten. Sie zeigt eine Frau, gekleidet wie die Dorffrauen von früher, mit einer Schöpfkelle in der Hand und umgeben von verschiedenen Utensilien zum Milchverkauf. Ihr Begleiter, der Esel, trägt die Milchkannen, seine Vorderbeine sind angebunden, und er steht vorgebeugt, als würde er aus einem Eimer trinken, um seinen Durst zu stillen.

Oviedos Skulpturenpfad ist kein einzeln definierter Weg, sondern ein detektivischer Parcours durch Oviedo, der dazu beiträgt, die Stadt kennen zu lernen. El Fontán ist das Epizentrum von Oviedo, weil in den Straßen und auf den Plätzen die Vitalität keine Grenzen kennt. El Fontán ist das Herz des alten Oviedo, ein urbaner Raum, der seine ursprüngliche Solera bewahrt, die strahlende Aura der Hauptstadt Asturiens. Auf dem Platz vor der San-Salvador-Kathedrale, der Plaza Alfonso II el Casto, im Stadtteil El Fontán, sozusagen in der vordersten Reihe der Statuen der Stadt, steht eine Bronzefigur. Eine andere fiktive Figur, die in einem historischen Kostüm, in ein Korsett von Konventionen eingezwängt, unbeweglich, aber graziös, vorwärts zu schreiten scheint. Die Frau ist Ana Ozores, „La Regenta“ - Die Regentin. Dem bewundernden Publikum begegnet sie mit gönnerhaften Nicken, ihren Blick hochheitsvoll gesenkt. Sie ist einer Erzählung entsprungen, die von Kritikern als Meisterwerk des spanischen Realismus und als einer der besten spanischen Romane des 19. Jahrhunderts angesehen wird. „La Regenta“ ist der erste Roman von Leopoldo Alas und behandelt Themen wie sozialen Druck, Unterdrückung, Heuchelei und die Spannungen zwischen persönlichen Wünschen und öffentlichen Erwartungen. Der Autor übt scharfe Kritik am moralischen und religiösen Gefüge der spanischen Gesellschaft, vergleichbar mit anderen Werken der Weltliteratur: Theodor Fontanes „Effi Briest“ oder Gustave Flauberts „Madame Bovary“. Claríns Roman „La Regenta“ hat den in Oviedo geborenen, asturischen Bildhauer Mauro Álvarez Fernández, der auch die Fotografin aus dem Parque de San Francisco realisiert hat, die meine Galerie eröffnet, zu dieser Skulptur inspiriert. Claríns Roman spielt in Vetusta, einer spanischen Provinzstadt, Leopoldo Alas' imaginärem Oviedo. Er erzählt darin die Geschichte von Ana Ozores, einer schönen jungen Frau, die in einer lieblosen Ehe mit dem Regenten der Stadt Vetusta gefangen ist, einem strengen älteren Mann. Trotz ihrer scheinbaren Ehrbarkeit leidet Ana unter intensiven emotionalen und spirituellen Turbulenzen, kämpft mit ihren Wünschen und einem wachsenden Gefühl der Isolation. Sie wird zum Objekt der Begierde zweier Männer: des charismatischen und moralisch ambivalenten Don Álvaro und des frommen, aber seine Enotionen unterdrückenden Priester Fermín de Pas. Gefangen zwischen widersprüchlichen Avancen verschärft sich Anas innerer Konflikt und führt sie in eine Glaubens- und Identitätskrise.

Der Ursprung des heutigen Barrio Fontán geht auf eine natürliche Lagune zurück, die etwas außerhalb der Stadt lag, und von natürlichen Quellen versorgt wurde. Der Name des Viertels stammt von der Hauptquelle - Fontán - die die Lagune mit ihren Gewässern versorgte. Dies erklärt auch den auf den ersten Blick verwundernden Umstand der zahlreichen Bezüge der Skulpturen zu Gewässern und Fischen. Die Adligen Oviedos wandelten die Region in ein Erholungsgebiet um. Gleichzeitig nutzten die Bauern, die in der Nähe der Stadt lebten, sie als einen bevorzugten Ort, um ihre landwirtschaftlichen Produkte zu verkaufen: Milch, Gemüse, Käse, Hühner und so weiter. Von dem entstandenen, kommerziellen Impuls angezogen, ließen sich Handwerker nieder und boten ihre Arbeit an. Nach und nach entstand ein Markt, an den Amador González' Skulptur der „Vendedoras de Fontán“ - Verkäuferinnen von Fontán - auf der Plaza de Daóiz y Velarde erinnert. Dieser Platz war einst berühmt durch das Teatro del Fontán, das unter Beibehaltung seiner alten Fassade nun die öffentliche Bibliothek Pérez de Ayala beherbergt. Daneben das authentischste Barockschloss Oviedos von 1892, Eigentum des Marquis von San Feliz.

Das Viertel erfreut sich heute großer Beliebtheit unter Bewohnern und Touristen: erlesene Gastronomie in historischem Flair, beste Modeangebote, altes und neues Kunsthandwerk, eine Markthalle und ein reisender Blumen- und Pflanzenmarkt.

Auf der Plaza de Escandalera trägt der kolumbianische Maler und Bildhauer Fernando Botero mit seinem eigenen, heute weltberühmten Stil zur Vielfalt der Skulpturen bei. Boteros Thema ist der Mensch, der menschliche Körper, den er in überzeichneten Proportionen darstellt. In seiner sehr speziellen Ästhetik sind alle seine Figuren dick – sehr dick. In gut polierter Bronze, glatt und ohne scharfe Kanten, beherrscht seine Skulptur „La Maternidad“ - Die Mutterschaft - und Fettleibigkeit in Person, seit 2001 die Plaza, gleich neben dem Teatro Campoamor, und gegenüber dem Parque de San Francico an der Calle Uría. Mit ihren mehr als 800 Kilogramm Gewicht hält sie in ihren Armen das dickste Baby, das man sich vorstellen kann.

Während Boteros monströse „Maternidad“, deren Weiblichkeit an die sogenannten prähistorischen Venusstatuetten erinnert, wie beispielsweise die Venus von Willendorf, wirkt Sebastián Mirandas „La Maternidad“, die 2010 eingeweiht wurde, diskret bescheiden. Sie repräsentiert das genaue Gegenteil von Boteros Mutterschaft, und entspricht eher einem Frauenbild zurückhaltender, selbstloser Mutterliebe. Im Parque de San Francisco steht Mirandas Skulptur einträchtig neben der Comicfigur „Malfada“, die aus einer anderen Welt stammt, und selbstzufrieden grinsend Touristen auf ihrer Bank sitzend empfängt.

Es gibt mehr als Hundert dieser Skulpturen, die sich historisch oder modern interpretieren lassen, und die in alle Ecken der Stadt verstreut sind. Vom zentral gelegenen Parque de San Francisco, mit dem Publikumsliebling „Malfada“, bis an so verborgene Orte wie die Plaza de Trascorrales oder irgendeine andere Plaza.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts tritt der künstlerische Charakter mehr in den Vordergrund wie in Úrculos Reisendem. Natürlich ist auch Salvadore Dalí mit dabei, eine Gelegenheit, die ein exzentrischer Künstler wie er nicht ungenutzt verstreichen lässt. Seine Skulptur „Hombre sobre Defín“ - Mann auf Delfin - von 1974 steht auf der Plaza de los Terreviorios, oberhalb des Renfe-Bahnhof von Oviedo. Ich habe lange nach ihm gesucht, weil ich ihn unbedingt sehen wollte; und habe ihn schließlich auch gefunden. Die beiden Skulpturen des spanischen Bildhauers und Malers Santiago de Santiago Hernández gehören ebenfalls zur Riege der Moderne, die sich nicht unmittelbar auf Asturiens Kultur beziehen lassen.

Seine bronzene Statue, „Amigos“ - Freunde - von 1993, auf der Plaza de San Juan XXXIII, besticht durch ihre sensible und idealisierte, figürliche Gestalt. Sie zeigt Mann und Frau, beide nackt, Hand in Hand, in einer liebevollen, zärtlichen Geste, mit weichen, geschwungenen Formen und gefühlsbetont, eine gelungene Verbindung von Emotion und Ästhetik. Auf einer blumenüberwucherten Tafel an der Basis der Skulptur, die der Künstler der Stadt schenkte, steht: „An Oviedo, en recuerdo de Tomás y Cecilia. Con ellos viví la amistad; en ellos conocí el amor.“ - Für Oviedo, zum Gedenken an Tomás und Cecilia. Mit ihnen erlebte ich Freundschaft; in ihnen erkannte ich die Liebe. Seine Skulptur „La Bailarina“ in der Calle Argüelles stellt eine Frau dar, die einen einfachen Tanzschritt ausführt.

Form und Material der polierten Bronze, die einen reflektierenden, leicht glänzenden Effekt erzielt, der mit der Umgebung interagiert, vermittelt sie eine Empfindung spielerischer Leichtigkeit und tänzerischer Gegenüber steht „Esperanza Caminando“ - Esperanza wandernd - des Madrider Bildhauers Julio López Hernández, seine Tochter Esperanza López Parada im Alter von 16 Jahren als Schülerin, wie sie, abgelenkt vom Lesen eine Mappe und einen Ordner in den Armen hält.

Versunken geht Esperanza auf der Calle Pelayo, bedächtig einen Schritt vor den anderen setzend, hat ein Buch aufgeschlagen, und sich darin vertieft. Mit 16 Jahren stand sie ihrem Vater Modell - ein Bild von Anstrengung, Enthusiasmus und Hingabe. Julio López Hernández hatte gute Freunde in Oviedo. Einer von ihnen war Miguel Orejas, der als Vermittler bei Gabino de Lorenzo fungierte, der als Bürgermeister beschloss, die Stadt in ein großes Freilicht-Skulpturenmuseum umzuwandeln. So bekam „Esperanza Caminando“ einen gut beleuchteten Platz, gegenüber dem Campoamor-Theater, im Licht einer Straßenlaterne. Jetzt, einige hundert Meter versetzt, zu nah an Úrculos „Culis monumentalibus“, wirkt Esperanza fehl am Platz.

Die imposanteste und, denke ich, auch provokanteste Skulptur der Stadt ist der „Culis Monumentalibus“ - der monumentale Arsch - von Eduardo Úrculo. Nebenbei bemerkt die einzige Skulptur der Stadt, deren Name Latein und nicht spanisch ist. Sie befindet sich in prominenter Position, am Eingang der Calle Pelayo, gegenüber dem Oviedaer Starbucks, da wo die Calle Uría und die Calle de San Francisco, die zur Kathedrale führt, an der Plaza de Escandalera aufeinandertreffen. Die vier Meter hohe Skulptur mit dem lateinischen Namen, aus geschwärzter Bronze, stellt einen monumentalen Hintern dar, ein beidseitig abgerundetes Gesäß auf einem Granitsockel. Ihren Namen verdankt sie einem 1977 erschienenen Artikel von Camilo José Cela, in dem er Úrculos „Leidenschaft“ für die Malerei von Hinterteilen erwähnt. Seine Skulptur lässt niemanden kalt. Obwohl Úrculos Hintern mehr als eine Tonne wiegt, scheint er auf der Suche nach einem Rücken, der ein wenig Würde verleiht, in den Himmel abheben zu wollen.

Zuletzt ist noch eine berührende Kuriosität übrig. Die populärste Skulptur auf meinem Weg durch Oviedo ist „Rufo“, der Straßenhund. Rufo, ein Mischling aus einem Mastín und einem Deutschen Schäferhund, tauchte Ende der 1980er Jahre in Oviedo auf und lebte bis in die 1990er Jahre frei in der Innenstadt. Obwohl ein Straßenhund wurde er zum Maskottchen und lokalen Symbol. Rufo war ein beliebter Straßenhund, den viele Bewohner fütterten und pflegten: Die Stadt wurde sein Zuhause. Aus dieser Verbundenheit entstand die Idee, ihm ein Denkmal zu setzen. Die Initiative kam von Bürgern und sozialen Netzwerken. Sie erhielt Unterstützung durch lokale Tierschutzgruppen und wurde durch Spenden und Bürgeraktionen ermöglicht. 2015 schuf die Bildhauerin Sara Iglesias Poli eine lebensnahe Bronzefigur, sitzend auf dem Bürgersteig, so wie viele Rufo kannten. Sie steht an der Ecke Calle Doctor Casal und Calle Uría, gegenüber dem Exklusiv-Kaufhaus El Corte Ingles, als Erinnerung an ihn und an alle herrenlosen Hunde. Es gibt noch viele weitere Skulpturen in Oviedo, traditionelle und moderne. Die eine oder andere von ihnen habe ich auf meinem Skulpturenpfad gesehen, viele andere noch nicht. Adios Oviedo! zu sagen ist deshalb verfrüht. Vuelvo a Oviedo!

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