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Ausklang Madrid

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Ich finde den ersten Eindruck von Madrid nicht verlockend. ALSA hat mich irgendwo weit außerhalb der Stadt abgeladen. Estación Sur. Der Ausklang einer Reise ist nicht immer klangvoll. Manchmal ist er ein Abgesang. Das klingt dramatisch, ist es aber nicht, denn auch der Abgesang zelebriert ein melodisches Ende. Und zu Ende ist meine Reise. Daran ändert auch eine Idealisierung nichts. Ich bin in Madrid angekommen. Gerade geht die Sonne auf. Keine Informationen, kein Plan, keine Idee, was ich in Madrid anderes soll, als nach Hause zu fliegen. Und auch kein Wunsch, der noch übrig ist. Nach tagelangem Streifen durch die asturische Landschaft gruselt mich die Großstadt. Ich bin nicht ausgezogen, um das Fürchten zu lernen, wie jener Bursche in dem grimm'schen Märchen. Nach einer schlaflosen Nacht fühle ich mich nicht nach Madrid on the Shoestring. »Ich war noch niemals in Madrid, ich war noch niemals auf Hawaii, ging nie durch San Francisco in zerrissenen Jeans.«, geht es mir durch de...

Stadt der Skulpturen

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Ich lerne eine Stadt am besten zu Fuß kennen. Wer durch eine Stadt wandert, da wo sie ihm bekannt ist, oder er sie erst kennenlernen will, geht mit ihr eine sinnliche und emotionale Beziehung ein, macht sich Gedanken über sie und sich in ihr. Die Erfahrung urbanen Gehens fordert den ganzen Menschen, beeinflusst Sinne, Gefühl und Gedanken, fördert sie in Abhängigkeit der Umstände, die städtisches Leben ausmachen. Die Stadt muss Sinn machen, weil sonst die Beziehung stirbt. Es ist schön, wieder in Oviedo zu sein. Dreimal war ich in der Stadt, jedes Mal wird sie mir vertrauter und jedes Mal präsentiert sie sich mir, dem Reisenden, neu. Aber es braucht jedes Mal einen Plan, für sehr geruhsame Leute, für Spaziergänger und Flaneure, die Zeit zu verschwenden haben. Ich habe mir ein Plan für Oviedo entworfen, einen Spaziergang durch eine Stadt auf einem Pfad, gesäumt von Skulpturen, die Oviedo in einem neuen Licht leuchten lassen. Mit viel Inspirierendem. Vielleicht ist Oviedo die Stadt...

In Oviedo

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Ich werde angemessen verabschiedet. Villaviciosa zeigt mir heute Morgen das schönste Antlitz des Regens. Den doppelten Regenbogen. Ein hupendes Auto fährt am Café vorbei, und einen Augenblick glaube ich Heimdalls laut tönendes Gjallarhorn zu hören. Ich fasse die Brücke nach Ásgard, die sich über die Stadt spannt, erst einmal als gutes Omen auf, kann aber meine Skepsis nicht völlig verdrängen. Auf dem Weg zum Bushof regnet es sanft auf die von nächtlichen Schauern noch nasse Straße. Die schwarzen Wolken, die gestern über der Stadt hingen, haben sich zurückgezogen. Vorläufig. Über den Berghängen versammeln sie sich zu dicken Kumuluspaketen, die sich, während ich meinen Café con leche austrinke, unaufhaltsam auftürmen. Das wattige Weiß verändert sein Aussehen in schmutzigen Grau. Als ich aufbreche, gefällt sich der Himmel in einem verlockenden Blau, dem die grauen Haufenwolken nur zögerlich weichen. Adios Villaviciosa. Ich bin angekommen. In Oviedo. Am Ende des Weges. Wieder einma...

»It's Raining Men«

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Ich wollte schon immer einmal an einer Ría entlang wandern, eine der Flussmündungen in die Biskaya. Ich habe in den letzten Jahren so viele von ihnen überquert, bin sie umgangen, und habe in sie hinauf- und hinuntergeschaut. Zuletzt noch in Poó, wo die Ría des Arroyo Vallina einen langen Sandstrand bildet, wo es aber keine wanderbaren Wege oder Pfade gab. Eine Gedenktafel in Villaviciosa zitiert eine Zeile aus dem Gedicht Tornón von María Teresa Villaverde, als Journalistin bekannt unter den Pseudonymen Maruxa oder Tuxa: coronado per montañes caprichoses los sos pies besa la ría - gekrönt von kapriziösen Bergen küssen deine Füße die Mündung - eine schöne Liebeserklärung an ihre Heimat. Doch gestern versank Villaviciosa im Regen: und mit der Stadt die Ría. Es regnete als ich morgens die Herberge verließ, um zum Bushof zu gehen. Über Nacht ist es kalt geworden. Ich fror, obwohl ich alles übereinander angezogen hatte, und bedauerte die Pilger, die, chancenlos im Regen aufbrachen...

Villaviciosa City Walk

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Ich bin seit gestern in Viaviciosa. Ein nettes Städtchen, wie die meisten in Asturien. Nicht wirklich modern, etwas verschlafen, charmant. Ich kenne Villaviciosa von früher. Ich kam vor acht Jahren auf dem Camino del Norte durch den Ort. Nur auf der Durchreise. Wie das beim Pilgern so ist: zielfixiert eben. Dieses Mal sind alle anderen die Pilger. Sie kommen, übernachten, schon geht's weiter. Ich dieses Mal nicht. Ich wandere nun abseits vom Camino, um zu sehen, was Asturien sonst noch ist. Eine ganze Menge Landschaft und Kultur - bis zurück zu den Dinosauriern. Regen droht. Doch erst einmal ist er ausgeblieben. Starker Niederschlag war angekündigt. Ab Mittag, für den Rest des Tages. Jetzt ist Mittag. Die Sonne scheint wider Erwarten von einem blauen Himmel herab. Und La Manzanera, die Apfelfee, lacht. Der Bildhauer und Graveur Mariano Benlliure y Gil hat die Skulptur zu Ehren des Indiano Obdulio Fernandéz Pando entworfen. Wirklich, ein Indiano. Allerdings kein Indian...